Ein unmissverständliches SOS hat der Landesinnungsverband an die Landtagsabgeordneten gesandt.
Mit nachfolgendem Hilferuf hat sich das bayerische Friseurhandwerk an die verantwortlichen Landtagsabgeordneten gewandt:
Sehr geehrte/r Abgeordnete/r,
das bayerische Friseurhandwerk sendet Ihnen ein klares und unmissverständliches SOS.
Sie entscheiden morgen über die Änderung der 14. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung. Erneut wurde von Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Gesundheitsminister Klaus Holetschek die Schließung von Friseursalons in den Hotspotregionen angekündigt. Die betroffenen Betriebe sind dadurch massiv in ihrer Existenz bedroht und stehen vor dem wirtschaftlichen Ruin. Für die Schließung der Salons gibt es keine nachvollziehbare Begründung. Wir Friseure gehören zur Grundversorgung und sind nicht Spielball von Aktionismus!
Seit Mai 2020 arbeitet das bayerische Friseurhandwerk nach einem funktionierenden und anerkannten Arbeits- und Infektionsschutzkonzept. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Gesundheitsamt, ob Friseursalons beim Infektionsgeschehen und der Kontaktnachverfolgung eine Rolle spielen. Wir bekommen regelmäßig die Rückmeldung, dass Infektionen und Massenausbrüche in Kindergärten, Schulen, Sammelunterkünften, Pflegeheimen usw. auftreten, nicht aber in Friseursalons. Warum also muss diese Branche schon wieder leiden? Warum sind wir das Bauernopfer in der Pandemie? Warum sind Friseursalons nicht so viel Wert wie Handel oder Industrie?
Das Friseurhandwerk ist meisterpflichtiges Vollhandwerk und steht damit auf der gleichen Stufe mit 52 anderen zulassungspflichtigen Handwerksberufen. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass Friseursalons in der Pandemie bereits über 16 Wochen geschlossen waren, während in den anderen Gewerken munter weitergearbeitet wurde und wird. Friseurdienstleistungen gehören zur Grundversorgung, sie tragen wesentlich zur hygienischen Grundversorgung der Bevölkerung bei. Dabei spielen teilweise auch gesundheitsbezogene Aspekte einer Rolle: Das bayerische Friseurhandwerk erfüllt im Bereich des medizinischen Haarersatzes eine wichtige Funktion der wohnortnahen und flächendeckenden Versorgung von Patienten mit ärztlich verordnetem Haarersatz und leistet in diesem Bereich einen wichtigen Beitrag zur Grundversorgung Kranker oder von Haarverlust betroffener Personen sowie deren beruflichen und sozialen Teilhabe. Andere Bundesländer nehmen Friseursalons ausdrücklich von den Schließungen aus. Warum in Bayern nicht? Hat die hygienische Grundversorgung und das Wohl Kranker und körperlich eingeschränkter Friseurkunden in Bayern einen geringeren Stellenwert?
Wir verfolgen genauso wie Sie die dramatische Entwicklung der Infektions- und Hospitalisierungszahlen und sind uns bewusst, dass Sie handeln müssen. Die von Ihnen beschlossenen Maßnahmen müssen aber auch verhältnismäßig und wirksam sein. Friseursalons waren zu keiner Zeit Infektionstreiber. Das Schließen von Friseursalons ist kontraproduktiv, es befeuert die Schwarzarbeit und führt damit zu nicht nachvollziebarem Infektionsgeschehen im unkontrollierbaren privaten Bereich.
Wir fordern Sie als gewählte Volksvertreter auf, von der Schließung von Friseursalons abzusehen und vertrauen auf Ihre Einsicht der klaren Faktenlage. Jederzeit stehen wir für Gespräche zur Verfügung.
Christian Kaiser, Landesinnungsmeister
Doris Ortlieb, Geschäftsführerin
PS: Lesen Sie auch den ausführlichen Hilferuf unseres Landesinnungsmeisters.